Bei einem schweren Kernkraftwerkunfall (Grösster anzunehmender Unfall – GAU) kann unter anderem radioaktives Jod in die Umgebung austreten. Dieses wird vom Menschen über die Atemluft aufgenommen und reichert sich in der Schilddrüse an. Jodtabletten (Kaliumiodid 65 SERB Tabletten / Kaliumiodid 65 AApot Tabletten) verhindern die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse, sofern sie rechtzeitig eingenommen werden.
Die vorsorgliche Verteilung der Jodtabletten betrifft alle Haushalte, Betriebe und öffentlichen Einrichtungen im Umkreis von 50 km um die Kernkraftwerke Beznau I/II AG, Gösgen SO und Leibstadt AG. Ab Mitte Oktober und bis April 2024 bekommt die Bevölkerung im Verteilgebiet von der Armeeapotheke neue Jodtabletten. Diese werden per Post zugestellt. Auch die Bevölkerung von Zürich wird diese Jodtabletten vorsorglich zugestellt bekommen.
Interaktive Karte des Verteilgebiets
Um die Sicherheit der Schweizer Bevölkerung zu gewährleisten, hat der Bund zwölf Millionen Packungen Jodtabletten gekauft. Das Budget für die Verteilkampagne beläuft sich auf 34 Millionen Franken. 11 Millionen Franken davon werden durch die Kernkraftwerkbetreiber übernommen, die zwischen 2021 und 2029 jährlich 1,22 Millionen Franken in die allgemeine Bundeskasse einzahlen.
Eine interaktive Karte der Schweiz zeigt auf, welche geografischen Gebiete Anspruch auf Tabletten haben. Das Kernkraftwerk Mühleberg BE, das 2019 vom Netz genommen wurde, wird derzeit zurückgebaut. Die Haushalte, Betriebe und öffentlichen Einrichtungen innerhalb des 50-Kilometer-Radius gehören deshalb nicht mehr zum obligatorischen Verteilgebiet. Ausserhalb des 50-Kilometer-Bereichs um die Schweizer Kernkraftwerke sorgen die Kantone für eine geeignete Lagerung von Kaliumiodidtabletten, um im Notfall die gesamte Bevölkerungdamit versorgen zu können. Für diebetreffenden Gemeinden läuft derzeitdie Vervollständigung der kantonalenVorräte.
Jodtabletten für jeden Haushalt
Die Armeeapotheke als einzige Verwaltungseinheit des Bundes, welche über die Bewilligungen der Swissmedic zur Herstellung, zur Einfuhr, zum Grosshandel und zur Ausfuhr von Arzneimitteln verfügt, ist für die Beschaffung, Lagerung, Verteilung und Entsorgung verantwortlich. Ab Oktober 2023 wird sie die aktuellen violetten Packungen durch orangefarbene Packungen ersetzen. Die Verteilung soll bis Ende April 2024 abgeschlossen sein und wird alle Privathaushalte sowie die Betriebe und öffentlichen Einrichtungen in den festgelegten Gebieten um die erwähnten Kernkraftwerke abdecken. Dabei arbeitet die Armeeapotheke mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) sowie der Schweizerischen Post als Logistikpartnerin zusammen.
Kaliumiodidtabletten dürfen nur auf Anordnung der Behörden, insbesondere der Nationalen Alarmzentrale (NAZ), eingenommen werden. Sie können höchstens zehn Jahre gelagert und müssen anschliessend ausgetauscht werden.
Diese alten Jodtabletten können einfach in einer Apotheke oder Drogerieabgegeben werden. Falls ein Haushalt bis Ende November keine Jodtabletten erhalten hat, kann dieser auf der Gemeinde- oder Stadtverwaltung einen Bezugsschein abholen. Mit diesem wiederum können die Jodtabletten gratis in einer Apotheke oder Drogerie im Verteilgebiet bezogen werden. Die alten Jodtabletten werden fachgerecht entsorgt.