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Schweiz/Ausland
16.11.2023
16.11.2023 12:56 Uhr

Wie Online-Modehäuser die Klimakrise mit Luftfracht befeuern

Modebranche unter Kritik: Der Flugtransport von tonnenweise Kleidung gilt weltweit als einer der Treiber der Klimakrise.
Modebranche unter Kritik: Der Flugtransport von tonnenweise Kleidung gilt weltweit als einer der Treiber der Klimakrise. Bild: Canva
Schneller, schädlicher: Die Fast-Fashion-Industrie, verursacht mit kurzlebigen Modetrends den weltweiten Versand von hunderttausenden Tonnen Kleidung und befeuert so die Klimakrise.

Vierzehnmal schädlicher als der Seetransport

Kleidung, Textilien und Schuhe werden heutzutage vermehrt per Flugzeug transportiert. Die Europäische Union allein importierte und exportierte im Jahr 2022 über 700.000 Tonnen dieser Produkte per Luftfracht – das entspricht etwa 700 grossen Cargo-Flugzeugen oder rund 20 reinen Frachtflügen mit Modeprodukten täglich. Dieser Trend ist vor allem auf die "Fast Fashion" zurückzuführen, eine sich ständig beschleunigende Modeindustrie, die verstärkt auf den Flugzeugtransport setzt. Dadurch mögen die Lieferzeiten zwar kürzer werden, aber gleichzeitig steigen die logistischen Emissionen erheblich an: Flugtransport von Mode ist etwa vierzehnmal klimaschädlicher als der Seetransport von Kleidung.

Inditex als Spitzenreiter in der Luftfracht

Kein Wunder, dass die Modekonzerne in Bezug auf ihre Transportpraktiken äusserst intransparent sind. Die Organisation Public Eye hat daher für einen exklusiven Report nicht nur die spärlichen offiziellen Firmeninformationen, sondern vor allem unabhängige Medien und detaillierte Zolldaten analysiert. Das Ergebnis zeigt, dass Inditex das bei weitem höchste Flugfrachtaufkommen aufweist. Unabhängig vom Produktionsort gelangen nahezu alle Artikel des spanischen Mutterkonzerns von Zara & Co. in grosse Verteilzentren rund um den Flughafen Saragossa in Nordostspanien. Dort werden die Waren überprüft und für den weltweiten Versand in die Geschäfte vorbereitet. Inditex abfertigt wöchentlich etwa 32 Frachtflüge mit jeweils rund 100 Tonnen Kleidung – das entspricht weit über 1600 Flugbewegungen pro Jahr.

Partnerschaft mit Chinas grösster Fluggesellschaft

Auch innerhalb Europas, wo Luftfracht nur geringfügige Zeitvorteile bietet, wird Kleidung per Flugzeug transportiert. Im Jahr 2022 allein belief sich diese Menge auf mindestens 42.658 Tonnen. Die Datenlage ist undurchsichtiger, wenn es um Flugmode geht, die nicht über Verteilzentren, sondern direkt in Einzelpaketen an die Konsumenten verschickt wird. Der Onlinehändler SHEIN transportiert beispielsweise enorme Mengen aus China direkt per Luftpost zu Privathaushalten weltweit. Im Juli 2022 ging der chinesische Modekonzern eine strategische Partnerschaft mit den China Southern Airlines ein, wobei Frachtflugzeuge dieser asiatischen Fluggesellschaft exklusiv für SHEIN auf Hauptstrecken zwischen Guangzhou und Los Angeles bzw. Amsterdam verkehren.

Petition gegen klimaschädliche Luftfracht

Unabhängig davon, ob es sich um Zara, SHEIN oder andere Fast-Fashion-Unternehmen handelt, ist es angesichts der Klimakrise skandalös, tonnenweise Kleidung um die halbe Welt zu fliegen. Dies stellt einen weiteren Missstand in dieser umweltschädlichen und ausbeuterischen Branche dar. Daher fordert die Organisation Public Eye in einer Petition den führenden Anbieter von Flugmode, Zara, dazu auf, seine eigenen Nachhaltigkeitsziele ernsthaft zu verfolgen und auf den Einsatz klimaschädlicher Luftfracht zu verzichten.

Aarau24 / Florence Altorfer