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Auto & Mobil
09.01.2024
09.01.2024 15:00 Uhr

Schweizer Fahrspass auf Raten: Die Hälfte steigt ein!

Für Teile der Bevölkerung hat das Auto offenbar seine Rolle als Statusobjekt verloren.
Für Teile der Bevölkerung hat das Auto offenbar seine Rolle als Statusobjekt verloren. Bild: Canva
In der Schweiz finanziert jeder Zweite sein Auto durch Leasing oder Kredit. Flexibilität und niedrige Unterhaltskosten sind dabei wichtiger als der Neuwagenstatus.

Regionale und geschlechterspezifische Unterschiede

Die Schweizer Strassen sind gesäumt von Fahrzeugen, die über Finanzierungen erworben wurden. Laut einer repräsentativen Umfrage von comparis.ch geben nur 45 Prozent der Autobesitzer an, ihr Fahrzeug selbst bezahlt zu haben. Dabei zeigt sich ein geschlechtsspezifischer Unterschied: Die Hälfte der Frauen (51 Prozent) gibt an, ihr Fahrzeug erworben zu haben, während es bei den Männern nur 40 Prozent sind. Zudem fällt auf, dass in der Deutschschweiz 51 Prozent der Autobesitzer ihr Fahrzeug signifikant häufiger aus eigenen Mitteln finanzieren, verglichen mit nur 34 Prozent in der Romandie und 21 Prozent im Tessin. 

«Das deckt sich mit der generellen Verschuldung in den Sprachregionen. In der lateinischen Schweiz sind nebst Leasing auch Ratenzahlung, Kreditnahme, Darlehen bei Familien und Freunden, Kontoüberziehungen etc. signifikant weiter verbreitet.»
Comparis-Mobilitätsexperte Sandro Spaeth.

Leasing als beliebte Option

Leasing ist die populärste Form der Autofinanzierung in der Schweiz, wobei 31 Prozent der Autobesitzer diese Option wählen. Im Jahr 2022 wurden etwa 214'800 neue Leasingverträge für Personenfahrzeuge abgeschlossen, was die Gesamtzahl der geleasten Autos auf 640'100 erhöhte. Besonders bei den unter 55-Jährigen ist Leasing beliebt, mit über einem Drittel, die diese Finanzierungsform nutzen, im Gegensatz zu nur 18 Prozent bei den über 55-Jährigen.

Personen mit niedrigem Einkommen finanzieren eher aus eigener Tasche.

Interessanterweise ist Leasing in höheren Einkommensschichten verbreiteter als in niedrigeren. 37 Prozent der Haushalte mit einem Einkommen über 8'000 Franken nutzen Leasing, verglichen mit nur 19 Prozent bei Einkommen bis zu 4'000 Franken. Comparis-Experte Spaeth weist darauf hin, dass Leasing oft teurer ist, insbesondere wegen der erforderlichen Vollkaskoversicherung.

Beim direkten Kauf zeigt sich ein umgekehrtes Bild: In der Einkommensklasse bis zu 4'000 Franken haben mehr als die Hälfte ihr Fahrzeug selbst bezahlt, während es in höheren Einkommensklassen nur rund 40 Prozent sind. Auffallend ist auch, dass in der niedrigsten Einkommensklasse weniger Menschen ein Auto besitzen (58 Prozent) im Vergleich zu den besser Verdienenden (81 Prozent bei Einkommen zwischen 4'000 und 8'000 Franken, 88 Prozent bei über 8'000 Franken).

Die meisten CH-Bürger:innen finanzieren sich ihr Auto selbst. Bild: comparis.ch

Familien greifen vermehrt auf externe Finanzierung zurück

Knapp 16 Prozent der Befragten haben ihr Fahrzeug über einen Kredit oder ein Darlehen von Familie oder Freunden erworben. Dabei greifen 13 Prozent der 18- bis 35-Jährigen auf familiäre Unterstützung zurück, während dies nur 7 Prozent der 36- bis 55-Jährigen und 2 Prozent der über 55-Jährigen tun. Laut Umfrage finanzieren Mehrpersonenhaushalte ihr Auto zu 51 Prozent häufiger über Leasing oder Kredit als Paar- und Einpersonenhaushalte, die dies zu 27 und 36 Prozent tun. Selbst finanzierte Fahrzeuge sind bei Haushalten ohne Kinder mit 54 Prozent verbreiteter als bei Familien, bei denen der Anteil nur 32 Prozent beträgt, wie comparis.ch mitteilt.

Mehrpersonenhaushalte setzen am meisten auf ein Leasing oder Kredit. Bild: comparis.ch

Autoabo kann schnell teuer werden

Autoabos, die vor etwa fünf Jahren in der Schweiz eingeführt wurden, haben mit nur 3 Prozent der Autohalter:innen, die diese Option wählen, einen geringen Marktanteil.  «Ein Autoabo eignet sich oft nur für eine zeitlich sehr beschränkte Dauer. Sonst wird diese flexible Lösung schnell teurer als ein Leasing oder ein Barkauf», erklärt Spaeth. Er fügt hinzu, dass grundsätzlich jede Form der Fremdfinanzierung, mit Ausnahme des zinslosen Darlehens von Familie oder Freunden, teurer ist als der direkte Barkauf eines Fahrzeugs.

Occasion oder Carsharing als Alternative

Für Personen, die für ihre Arbeit ein Fahrzeug benötigen, aber nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, empfiehlt es sich, nach kostengünstigen oder gebrauchten Fahrzeugen Ausschau zu halten oder Carsharing in Betracht zu ziehen. Bei der Wahl von Leasing oder einem Autoabo ist es wichtig, die Vertragslaufzeit und eventuelle Kilometerbeschränkungen zu berücksichtigen, wie Spaeth von comparis.ch empfiehlt. 

Was Schweizern beim Autokauf wichtig ist

Für viele Schweizer:innen stehen niedrige monatliche Kosten und die Flexibilität bei der Nutzung ihres Fahrzeugs im Vordergrund. Faktoren wie die freie Auswahl von Versicherung und Wartungsdiensten, der Kaufpreis oder der direkte Besitz des Autos spielen eine untergeordnete Rolle. Ob das Auto neu oder gebraucht ist, scheint für mehr als die Hälfte der Personen nicht entscheidend zu sein. Dies deutet darauf hin, dass für einige das Auto nicht mehr primär als Statussymbol gilt. Wenn es darum geht, auf ein eigenes Auto zu verzichten, sind finanzielle Überlegungen für etwa zwei Drittel der Befragten der Hauptgrund.

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Aarau24 / Florence Altorfer