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Freizeit
23.01.2024

Einen Schönheitspreis gewinnen sie nicht

Der Nacktmull-Staat im Zoo Zürich umfasst derzeit 35 Tiere.
Der Nacktmull-Staat im Zoo Zürich umfasst derzeit 35 Tiere. Bild: Zoo Zürich, Fabio Süess
Sie werden als die hässlichsten Tiere der Welt bezeichnet – doch sie faszinieren auch. Nacktmulle können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Wird es im Winter zu kalt, kuscheln sie sich darum zusammen.

Tiere, die gerne Kuscheln

Im Zoo Zürich stehen den Nacktmullen konstante Temperaturen zwischen 25 und 32 Grad Celsius zur Verfügung. Frieren müssen die Tiere nie. Auskühlen können sie trotzdem. Und so lässt sich die Kuschelvorliebe der Tiere auch im Zoo beobachten: «Dicht gedrängt, teils übereinandergestapelt, liegt ein rosaroter Haufen Nacktmulle in der Gemeinschaftsbox», schreibt der Zoo in einer Mitteilung. Hier sind es derzeit gemütliche 28 Grad Celsius. Manchmal kuscheln nur fünf Tiere, in Spitzenzeiten auch mal 25.

Die Wichtigkeit des Kuschelns

Kuscheln ist für Nacktmulle aus mehreren Gründen wichtig. Zum einen sind sie zwar Säugetiere, anders als bei Säugetieren üblich aber wechselwarm. Sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Zum Vergleich: Gleichwarme Tiere können ihre Körperkerntemperatur unabhängig von der Umgebungstemperatur auf einem konstanten Wert halten.

Keine Körpertemperaturregulierung

Der Nacktmull hat aber weder ein Fell noch eine isolierende Fettschicht und auch keine für Kühlung sorgenden Schweissdrüsen unter der Haut – wichtige Hilfsmittel zur Körpertemperaturregulierung. Weil diese fehlen, variiert der Nacktmull seine Körpertemperatur und kann sie einer Umgebungstemperatur zwischen 12 und 37 Grad Celsius anpassen. Wird es ihm zu kühl, kuschelt er. Sollte trotz Kuscheln der ganze Nacktmull-Kuschelhaufen zu sehr auskühlen, wird ein Nacktmull zur lebenden Wärmeflasche. Einmal durch die Gänge sprinten, aufheizen und zurück in den Pulk.

Sie haben eine Königin

Nacktmulle sind sehr soziale Tiere, deren Zusammenleben als Staat mit einer Königin als Oberhaupt organisiert ist. Jedes Tier hat eine bestimmte Funktion und weiss genau, was es zu tun hat – ähnlich wie in einem Bienenvolk. Es gibt Wächter, Ammen und Arbeiter, die Gänge graben, oder auch Nahrungsbeschaffer. Auf sich allein gestellt würde ein Nacktmull sterben. Berührungen sind für die Tiere überlebenswichtig. Zudem dienen sie der Orientierung. Ganz nackt ist ein Nacktmull nämlich nicht. Auf seiner Haut befinden sich kleine Tasthaare. Damit können die Tiere ihre Umgebung quasi erfühlen – denn sie sind fast vollständig blind.

Von der Arbeiterin zur Königin

Der Nacktmull-Staat im Zoo Zürich umfasst derzeit 35 Tiere. Nachwuchs der Königin gab es zuletzt vor fünf Monaten. Ein Wurf umfasst bis zu 28 Jungtiere. Weil es im Tunnelsystem nur bedingt Platz gibt, ist die Königin länger als ihre Artgenossen. Forschende nennen das «Schulbus-System». Die Babys sind im Körper nacheinander angeordnet, wie in einem Schulbus. Diese Körperform nimmt ein Nacktmull-Weibchen allerdings erst an, wenn es zur Königin mutiert. Alle Königinnen waren einst Arbeiterinnen.

Nacktmulle sind Flexitarier

Auf dem Speiseplan stehen mehrheitlich Wurzeln. Vegetarier sind Nacktmulle aber nicht, eher Flexitarier. Sie greifen auch bei einem Insekt gern zu.

pd/Zürich24/ Aarau24