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Freizeit
21.02.2024
21.02.2024 14:04 Uhr

Die Bunte Filmcrew zeigt aktives Engagement für Inklusion

Die Bunte Filmcrew, ein Freizeitangebot für Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung.
Die Bunte Filmcrew, ein Freizeitangebot für Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung. Bild: zVg.
Die im Jahr 2020 ins Leben gerufene Bunte Filmcrew widmet sich nicht nur der Umsetzung kreativer Filmprojekte, sondern engagiert sich auch aktiv für die Förderung von Inklusion.

Marianne Ritter ist als Autismusfachperson an einer Sonderschule tätig. Sie hat eine Grundausbildung in Sozialpädagogik absolviert und sich anschliessend auf das Themengebiet Autismus spezialisiert. Im Jahr 2020 gründete sie gemeinsam mit Freunden den Verein «Die Bunte Filmcrew». Die Besonderheit liegt darin, dass das Angebot sowohl für junge Menschen mit als auch ohne psychische oder körperliche Beeinträchtigungen offen steht und so ein Raum für Inklusion geschaffen wird.

Vom Ideensammeln bis zum fertigen Filmprojekt

Die Initiative für die Gründung des Vereins stammte von Marianne. Im Jahr 2020 überzeugte sie dann sechs Personen, mit ihr den Verein zu gründen. Im Sommer desselben Jahres konnten sie bereits starten, und kurz darauf stiess auch Michèle Kundert zur Gruppe. Michèle, die Marianne aus einem anderen Freizeitangebot kannte, wurde spontan von der Idee der Bunten Filmcrew angesprochen. Da sie gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, bot sie ihre Unterstützung an. Nach gemeinsamen Überlegungen und Planungen wurde auch sie fester Bestandteil des Vereins und des Vorstands, wie sie im Gespräch mit Radio Summernight erzählt.

In Bezug auf den Ablauf eines Projekts bei der Bunten Filmcrew gibt Michael, der bereits zum dritten Mal dabei ist, einen Einblick. «Wir sammeln zuerst immer Ideen, dann entscheiden wir gemeinsam, welche Idee wir nehmen, wählen aus was für Sprüche, planen den Film, organisieren das, was es noch braucht. Nachdem dies getan ist, fangen wir an zu filmen.» Die Szenen, die gut seien, schaffen es dann in den Film und die restlichen wandern zu den Outtakes. 

Einen weiteren Einblick in die Projektarbeit bietet Michèle. Eine Szene für den diesjährigen Science-Fiction-Film wurde im Schnee am Waldrand gedreht. Auf die Frage, wie sie diese ungewöhnliche Kulisse erlebt habe, antwortet Michèle, es sei sehr witzig gewesen, aber auch sehr anstrengend. Sie habe es genossen, auf diese Art etwas Neues zu erleben, und betont, dass das Team trotz ihrer Nutzung eines Rollstuhls erfolgreich filmen konnte. 

Angefangen bei Werbefilmen bis hin zu Piratenabenteuern

Die Entscheidung, einen Science-Fiction-Film umzusetzen, wurde durch den Ideenprozess initiiert. Zuerst sammelt die Gruppe Ideen, priorisiert diese und stimmt dann darüber ab, welches Projekt als nächstes realisiert werden soll. Die Science-Fiction-Idee erhielt dabei besonders viele Zustimmungen. «Viele fanden die Idee besonders, weil wir noch nie einen Science-Fiction-Film gehabt haben. Sie alle hatten einfach total Freude an diesem neuen Genre», teilt Marianne mit. 

In den letzten Jahren realisierte die Bunte Filmcrew verschiedene Projekte, darunter einen Werbefilm, eine Nachrichtensendung, einen Piratenfilm als erstes grosses Projekt und einen Superheldenfilm. Die Werbefilme zeichnen sich durch Parodien aus, wie beispielsweise der letzte Film namens «Der Stein». Diese Parodie drehte sich um einen Stein, der angeblich alles kann und nur eine Million und einen Franken kostet. Bei sofortigem Kauf mit einem Anruf sogar mit einem Rabatt. Die Parodie sei entstanden durch die Entnahme von Elementen aus unterschiedlichen, bekannten Werbespots, erzählt die Vereinsgründerin weiter. 

Sensibilisierung und Offenheit als Merkmal

Ein zentrales Anliegen des Vereins besteht darin, die Sensibilisierung für körperliche und geistige Beeinträchtigungen zu fördern. In Bezug auf die Rückmeldungen zu diesem Thema berichtet Marianne, dass die Eltern der Filmjugendlichen positiv auf die Ideen des Vereins reagieren. Sie schätzen das Angebot und befürworten dessen Fortsetzung. Der Verein betont, dass alle herzlich willkommen seien, unabhängig davon, ob man eine Einschränkung hat oder nicht.

«Ich finde, dieser Verein macht etwas ganz Wichtiges, nämlich behandelt er das Thema Inklusion. Inklusion bedeutet, alle ins gleiche Boot hineinzuziehen. Egal ob geistig, körperlich oder sonst beeinträchtigt. Der Verein die Bunte Filmcrew lebt das sehr gut vor, da wir wirklich eine durchmischte Gruppe sind», ergänzt Michèle Mariannes Worte. Dies fördere das Verständnis für die Bedürfnisse anderer und die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Projekten.

Marianne fügt bei, dass die Präsenz von Michèle im Vorstand ein bewusster Schritt sei, um die Prinzipien der Inklusion zu unterstreichen. Der Verein strebe an, nicht nur inklusiv zu wirken, sondern auch aktiv inklusiv zu sein, indem auch im Vorstand Menschen mit Beeinträchtigungen vertreten seien.

Gemeinsames Wachstum und Zusammenhalt

Michael betonte besonders die Freude an den fertigen Filmen als Höhepunkte der Bunten Filmcrew. Sowohl das Filmemachen als auch das Schauspielern bereite ihm Vergnügen, da es die Möglichkeit bietet, den eigenen Geist zu entfalten und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Er sagt, dass er durch die Teilnahme an der Filmcrew gelernt habe mutiger zu sein. 

Michèle macht darauf aufmerksam, dass Die Bunten Filmcrew jedes Jahr sowohl in Bezug auf Ideen als auch auf die Umsetzung wächst. Obwohl die Gedanken manchmal ähnlich sind, entfalten sich jährlich neue Ideen. Sie findet es besonders erfreulich zu beobachten, wie die Gruppe zusammenwächst, unabhängig davon, ob Leitende anwesend sind oder die Jugendlichen unter sich agieren. Die kontinuierliche Entwicklung und das Wachstum der Gruppe im Laufe der Jahre sind für sie immer wieder beeindruckend.

Frischer Wind innerhalb der Projekte und für die Zukunft

Innerhalb der laufenden Projekte entstehen stetig neue kreative Entwicklungen, und in diesem Jahr kam erstmals ein Rap dazu. Die Initiative hierfür ging von Joe aus, dem neuen Vereinspräsidenten. «An den Vereinsnachmittagen war er oft dabei und als Filmemacher bringt er Erfahrung, aber auch Equipment mit, durch das waren viel mehr Sachen möglich», schildert Marianne.

Joe führte Audioaufnahmen mit zwei Jugendlichen durch, die als Erzählstimmen für die Filme verwendet wurden. Während dieser Aufnahmen wurde entdeckt, dass einer der Jugendlichen ein Interesse am Rappen und an Hip-Hop hat. Dieser Jugendliche hatte bereits Erfahrung, indem er ein Video mit einem eigenen Rap erstellt hatte. Gemeinsam mit Joe entschieden sie, einen Rap für den diesjährigen Science-Fiction-Film zu kreieren. Die Hoffnung besteht darin, den Rap bei der Premiere abspielen zu können, was eine absolute Neuheit für die Filmcrew wäre. 

Im Sommer beginnen viele Jugendliche der aktuellen Filmcrew ihre Lehre, wodurch neue Mitglieder für die Crew benötigt werden. Der Verein steht Jugendlichen im Alter von 12 bis etwa 16 Jahren offen, die Interesse am Filmemachen haben. Die Bunte Filmcrew trifft sich jeden Mittwochnachmittag von August bis Ende Januar zwischen 14 Uhr und 16 Uhr im Roschtigen Hund in Aarau, um zu planen, zu filmen und zu schneiden. Die jeweilige Filmpremiere findet dann im Februar statt. Auch Freiwillige, die den Verein unterstützen möchten, sind herzlich willkommen. 

Premiere der Filme:

Wann? Sonntag, 25. Februar 2024, 14:00 Uhr, Türöffnung 13.30 Uhr, Kultur- und Kongresszentrum, Saal 2, Schlossplatz 9, Aarau

Vorverkauf: Kein Vorverkauf, Eintritt frei, es gibt eine Kollekte

Kontaktdaten der bunten Filmcrew: 

diebuntefilmcrew.ch

mail@diebuntefilmcrew.ch

Aarau24 / Florence Altorfer