Mario Aldrovandi, Sie halten das Kriegsgeschehen minutiös fest. Was treibt Sie an?
Der Überfall auf die Ukraine durch die Kreml-Mafia unter Putin ist zutiefst schockierend, ungerecht und durch nichts gerechtfertigt. Ich finde es wichtig, dass die Ukraine in diesem Abwehrkampf unterstützt wird, und als Journalist setze ich das ein, was ich kann: Ich verarbeite und verbreite Informationen.
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Wie beschaffen Sie sich die Informationen?
Ich lese täglich um die 30 «X»-Kontos von Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten, etwa 30 Telegram-Kanäle aus der Ukraine, den baltischen Staaten und Russland und mehrere ukrainische Medien. Hinzu kommen mehrere Militärblogs auf Youtube, englischsprachige Medien wie New York Times, Washington Post, Guardian, Sky News, CNN, Bloomberg und ein paar andere Medien, auf die ich von Zeit zu Zeit stosse. Manchmal sind das auch überraschende Quellen aus dem arabischen Raum oder Asien.
All das ist möglich dank der Profi-Version der Übersetzungssoftware DeepL.
Wie verhindern Sie, dass sich Fake-News und Propaganda einschleichen?
Das ist eine latente Gefahr. Grundsätzlich suche ich immer die Originalquelle der Information, sofern sie ersichtlich ist. Besonders wenn etwas unwahrscheinlich scheint oder sehr überraschend ist, suche ich unabhängige Bestätigungen. Wenn ich das nicht finde, verzichte ich lieber darauf als auf den Wunsch der Erste zu sein, der etwas Unklares weiterverbreitet. Bisher bin ich damit gut gefahren. In den fast 1'000 Newslettern musste ich nur 5 oder 6 Mal eine nachträgliche Korrekturmeldung veröffentlichen.
Welche Rolle spielen die Medien in diesem Konflikt?
Die Medien sind wichtig, weil sie zur Meinungsbildung beitragen. Schlecht wird es, wenn es zu einem Herdentrieb kommt und man sich nur noch gegenseitig abschreibt und noch schlechter ist, wenn Medien den Ukraine-Krieg als «neue Realität» akzeptieren und die Berichterstattung einschränken.