Besonders in der kalten Jahreszeit häufen sich die Fälle und gerade Kinder, welche die Kita, den Kindergarten oder die Schule besuchen, sind verschiedensten Krankheitserregern ausgesetzt. Dies stellt oftmals eine grosse Herausforderung und Belastung für Eltern dar. Um Eltern ein besseres
Verständnis für Atemwegserkrankungen zu vermitteln, beantwortet Dr. med. Helena Gerritsma Schirlo die 10 häufigsten Fragen zu Atemwegsinfektionen bei Kindern vom Säuglingsalter bis zur Primarschule, die ihr im Alltag begegnen. Sie ist Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin in Aarau und im Vorstand von Kinderärzte Schweiz sowie Co-Autorin des Leitfadens «KiTa und Krankheit».
Welche Atemwegserkrankungen sind für Kinder besonders gefährlich?
Die meisten Erkrankungen der Atemwege sind viralen Ursprungs und verlaufen ungefährlich. Infekte mit dem RS-Virus können für Babys lebensgefährlich verlaufen, doch nun ist seit diesem Jahr die Gabe von Antikörpern möglich. Wenn die Infekte zu Atemwegsverengungen führen, wie z.B. bei der obstruktiven Bronchitis oder beim Asthma, kann es zu Atemnot kommen und gefährlich werden. Die lebensbedrohliche Kehlkopfentzündung sehen wir seit der Hib-Impfung (Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ b) kaum mehr.
Was können Eltern selbst unternehmen, um die Symptome einer Atemwegserkrankung bei ihrem Kind zu lindern?
Die meisten Eltern reagieren gut bei Atemwegserkrankungen, und haben eine gut ausgerüsteteHausapotheke. Vor allem bei kleinen Kindern ist es wichtig, die Nasenatmung mit Kochsalzspülungen oder auch abschwellenden Nasentropfen freizuhalten. Das Hochlagern des Oberkörpers kann helfen, damit das Nasensekret besser abläuft. Zudem kann die Raumluft angefeuchtet werden. Gibt es natürliche Heilmittel oder Alternativmedizin, die verträglich und wirksam für Kinder bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen sind? Kinder haben gute Selbstheilungskräfte, die es zu stärken gilt. Das Freimachen der Nase mit Kochsalzlösung, Einreiben der Brust mit Salben, welche die Atemwege offenhalten sowie allenfalls
auch Wickel können gut helfen. Natürliche oder pflanzliche Heilmittel können hier unterstützen, sollten jedoch nur nach Rücksprache mit einer Fachperson eingesetzt werden.
Wie können Eltern Kinder am besten vor Krankheiten schützen (z.B. in der Schule, in der Kita oder im Kindergarten?
Der komplette Schutz vor Krankheiten würde einen Ausschluss des Kindes von der Schule oder dem Kindergarten bedingen, das ist nicht sinnvoll. Kinder mit einem gesunden Immunsystem können die üblichen Atemwegsinfekte verarbeiten. Im Team haben wir das Vorgehen bei ansteckenden
Erkrankungen in Kindertagesstätten zusammengefasst unter ‘Kita und Krankheit’. Hier kann man nachlesen, dass vor allem die gute Hygiene, das gute Händewaschen nach dem Schnäuzen (der Kinder und betreuenden Personen) oder auch das Husten in die Ellenbeuge gute Präventionsmassnahmen sind. Es ist ein praxistaugliches Hilfsmittel bei der Entscheidung, wann die Kinder nach Hause geschickt werden müssen und wann sie in der Kita weiterbetreut werden oder die Schule weiter besuchen können.
Wann sollten Eltern eine medizinische Fachperson aufsuchen?
Wenn der Allgemeinzustand des Kindes nicht mehr gut ist, das Kind über Schmerzen klagt, die fiebersenkenden Massnahmen nicht helfen oder die Dauer des Infektes > 3 Tage ohne sichtbare Verbesserung ist oder hohes Fieber dazukommt, ist eine ärztliche Kontrolle sinnvoll.
Wann sollten Kinder zuhause bleiben (nicht in Kita, Schule etc.)?
Jeder Infekt ist grundsätzlich ansteckend. Wenn die Kinder krank sind, sollten sie aus infektiologischer Sicht zu Hause bleiben und auskurieren. Idealerweise können sie 24 Stunden nach Symptomfreiheit wieder in die Schule. Dies ist logistisch jedoch nicht immer möglich. Der Allgemeinzustand des Kindes bestimmt neben der Ansteckung, wann es wieder in die Kita oder Schule gehen kann.
Wie kann eine leichte Erkältung von einer ernsten Krankheit unterschieden werden?
In der Regel sind die Kinder erkältet und erst mit der Zeit entwickelt sich im Verlauf eine ernste Krankheit wie z.B. eine Ohren- oder Lungenentzündung. Das heisst, das Kind ist dann oft über mehrere Tage krank, der Allgemeinzustand wir schlechter anstatt besser. In einer solchen Situation muss das Kind ärztlich gesehen werden. Hier haben die Eltern meist ein gutes Bauchgefühl.
Wann sollten Eltern besonders vorsichtig sein bzw. ein Kind besonders gut vor einer Infektion
schützen?
Kinder mit chronischen Erkrankungen und sehr kleine Kinder sollten vor Infekten geschützt werden. Diabetes, Asthma oder andere Erkrankungen können sich bei einem Infekt verschlechtern. Die Eltern wissen hier in der Regel Bescheid und können Vorkehrungen treffen.
Wieso werden Kinder insbesondere in den kalten Jahreszeiten krank?
Im Winter ist die Luftfeuchtigkeit geringer (kaltes Wetter, heizen) und unsere Schleimhäute sind daher trockener und anfälliger für Infekte der oberen Luftwege. Viele Viren lieben kalte Temperaturen und überleben besser in dieser Jahreszeit.
Gibt es Umweltfaktoren (passiver Rauchkonsum, Schimmelbefall), die einen Einfluss auf eine Erkrankung haben können?
Es ist korrekt, dass das Passivrauchen und auch Aufenthalt in Räumen mit Schimmelbefall durch eine
Schädigung der Schleimhäute für Kinder ungünstig ist und die Infektrate erhöhen können.