Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Freizeit
02.07.2025

Schweizer Jugendliche nutzen Social Media zur Unterhaltung

JAMESfocus 2025: So nutzen Jugendliche Social Media
JAMESfocus 2025: So nutzen Jugendliche Social Media Bild: AdobeStock
Jugendliche in der Schweiz nutzen soziale Netzwerke vor allem zur Unterhaltung und Informationssuche. Die Selbstdarstellung spielt nur eine untergeordnete Rolle, wie der JAMESfocus-Bericht 2025 von der ZHAW und Swisscom zeigt.

Der JAMESfocus-Bericht 2025 der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und Swisscom zeigt: Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren in der Schweiz nutzen soziale Netzwerke primär zur Unterhaltung (57 %) und zur Informationssuche (46 %). Das Motiv der Selbstdarstellung ist hingegen nur für 4 % der Befragten relevant.

91 % der Jugendlichen nutzen soziale Netzwerke täglich oder mehrmals pro Woche. Als soziale Netzwerke gelten in der Studie Plattformen, die sowohl persönliche als auch öffentliche Kommunikation ermöglichen – namentlich Instagram, TikTok, BeReal, Pinterest, X/Twitter, Reddit, Facebook und Tinder. Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung von über 1'000 Jugendlichen aus allen drei Sprachregionen der Schweiz.

Plattformen mit unterschiedlichen Schwerpunkten

Die beliebtesten Netzwerke sind Instagram und TikTok, die vor allem zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib genutzt werden. Auch das Informationsmotiv ist stark ausgeprägt – Plattformen wie BeReal, Instagram, Pinterest und X/Twitter spielen dabei eine wichtige Rolle.

Trotz geringer Relevanz insgesamt, zeigen sich beim Motiv der Selbstdarstellung Zusammenhänge mit Tinder, Facebook und BeReal. Letztere ist die einzige Plattform, die alle drei Hauptmotive – Unterhaltung, Information und Selbstdarstellung – annähernd gleichermassen bedient. Regelmässig genutzt wird BeReal aber nur von etwa einem Drittel der Jugendlichen.

Unterschiede nach Geschlecht und Sprachregion

Bei der Nutzung zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Mädchen nutzen soziale Netzwerke signifikant häufiger zur Unterhaltung (63 % gegenüber 50 % bei Jungen).

Auch regionale Differenzen sind erkennbar. Jugendliche in der Romandie nutzen soziale Netzwerke sowohl zur Unterhaltung (66 %) als auch zur Informationssuche (62 %) häufiger als Gleichaltrige in der Deutschschweiz (53 % bzw. 38 %) oder im Tessin (52 % bzw. 53 %).

«Die regionalen Unterschiede könnten mit Diskrepanzen in der allgemeinen Mediennutzung, dem Ausmass des Informationsaustauschs in der realen Welt oder mit der unterschiedlich verfügbaren Medieninfrastruktur zusammenhängen», erklärt Jael Bernath, ZHAW-Forscherin und Mitautorin. «Deutschschweizer Jugendliche verfügen häufiger über klassische Informationsquellen wie Computer, Radio und Zeitungsabos in ihren Haushalten.»

Zusammenhang mit Cybermobbing

Erstmals untersuchte die Studie auch Zusammenhänge zwischen Nutzungsmotiven und Cybermobbing. Dabei zeigt sich: Jugendliche, die soziale Netzwerke zur Unterhaltung oder Selbstdarstellung nutzen, sind häufiger sowohl von Cybermobbing betroffen (passives Cybermobbing) als auch selbst aktiv daran beteiligt (aktives Cybermobbing).

Mögliche Erklärungen: Diese Jugendlichen verbringen mehr Zeit online oder bieten durch ihre Selbstinszenierung mehr Angriffsfläche. Denkbar ist auch, dass sich Betroffene gezielt in soziale Netzwerke zurückziehen, um sich abzulenken – das hohe Unterhaltungsmotiv wäre dann Ausdruck dieses Verhaltens.

«Die Ergebnisse sprechen gegen die gängige Annahme, dass Jugendliche soziale Netzwerke hauptsächlich dafür nutzen, um sich selbst zu präsentieren. Es ist gut möglich, dass Präventionsmassnahmen bereits anklingen und eine bewusstere Nutzung mit sich ziehen», so Svenja Deda-Bröchin, ZHAW-Forscherin und Mitautorin.

Empfehlungen für Eltern und Schulen

Die Studienautorinnen empfehlen Eltern und Schulen, sich aktiv mit der digitalen Lebenswelt der Jugendlichen auseinanderzusetzen. Offenheit und echtes Interesse an den Nutzungsmotiven helfen, Vertrauen aufzubauen und ein besseres Verständnis für das Medienverhalten zu entwickeln.

Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom, sagt: «Die zahlreichen präventiven Angebote für Familien und Schulen zur kritischen Mediennutzung lösen etwas aus: Immer wieder werden am Küchentisch offenbar neben den Chancen digitaler Medien auch ihre Risiken angesprochen. Das ist wichtig und muss weiter gefördert werden.»

Auch eine reflektierte Mediennutzung durch Eltern selbst wird empfohlen – sie dienen den Jugendlichen als Vorbilder.

Tipps für Eltern und Schulen

Zürioberland24/gg