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15.08.2025
18.08.2025 14:12 Uhr

Aarauer Biogasanlage macht aus Abfall Energie und Dünger

Bild: Aarau24
Die neue Anlage im Telli verarbeitet Grüngut und Bioabfälle aus 15 Gemeinden zu CO₂-neutralem Biogas und Naturdünger. So wird der regionale Kreislauf geschlossen.

Im Telli-Quartier in Aarau betreibt die Green Power Aarau AG (GPA) seit kurzem eine hochmoderne Biogasanlage. Sie verwandelt jährlich bis zu 25'000 Tonnen biogene Abfälle aus 15 umliegenden Gemeinden in der Region in CO₂-neutrales Biogas und hochwertigen Naturdünger. Das produzierte Biogas ersetzt Erdgas und versorgt rund 1'600 Haushalte in der Region mit Energie zum Heizen, Kochen und für Warmwasser.

Die Anlage ist ein zentrales Element in der regionalen Kreislaufwirtschaft und ein klares Zeichen dafür, dass Energiegewinnung auch nachhaltig, lokal und ressourcenschonend möglich ist.

Sortieren, schreddern, vergären

Der Prozess beginnt mit der Anlieferung: Pro Tag fahren rund zehn bis fünfzehn Lastwagen mit biogenen Abfällen auf das Gelände. Zwei Mitarbeitende sortieren den angelieferten Abfall von Hand. Plastiksäcke, Windeln, Gartenwerkzeuge, sogar kompostierbare Kaffeekapseln oder Biobeutel müssen aussortiert werden. Danach wird der Abfall auf eine Grösse von maximal acht Millimetern geschreddert. Äste, Steine oder Strünke werden ebenfalls entfernt.

Anschliessend wird das zerkleinerte Material mit etwas Gärgülle aus dem laufenden Prozess vermengt. Nach rund 18 bis 20 Tagen in einem geschlossenen Fermenter entsteht Biogas. Dieser Gärprozess erfolgt bei rund 55 Grad Celsius und ganz ohne chemische Zusätze. Die Mikroorganismen arbeiten allein – ein natürlicher Prozess, der dennoch hochpräzise gesteuert wird.

Aktuell befindet sich die Anlage noch im Hochfahrmodus - diverse Einstellungsarbeiten werden fortlaufend optimiert werden. Der Prozess ist zeitintensiv, da sich die Biologie im Luftwäscher anpassen muss. Daher ist es teilweise zu Geruchsemissionen gekommen. Dieses Problem wird mittelfristig behoben werden.

«Echte Nachhaltigkeit beginnt im Kreislauf. Wir verwerten, was andere entsorgen – und schaffen daraus sichere, unabhängige CO2-neutrale und erneuerbare Energie»
Markus Regez, Geschäftsführer Green Power Aarau

Kein Strom, sondern Schweizer Gas

Die GPA produziert in Aarau keinen Strom, sondern reines Biogas, das direkt ins Gasnetz der Eniwa eingespeist wird. Dieses Gas kann genauso verwendet werden wie Erdgas zum Beispiel zum Kochen, Heizen oder für Warmwasser. Dabei ist es CO₂-neutral, regional produziert und unabhängig von ausländischen Lieferanten.

Die Anlage spart jährlich rund 3'360 Tonnen CO₂ ein und leistet damit einen konkreten Beitrag zur Energiewende. Geschäftsführer Markus Regez betont: «Wir zeigen, wie eine funktionierende Kreislaufwirtschaft aussehen kann: mit einem echtem Mehrwert für Umwelt, Region und die Bevölkerung.»

Dünger schliesst den Kreislauf

Die Gärreste, welche nach der Gasgproduktion übrig bleiben, sind kein Abfall: Sie werden über ein Rohrsystem in eine Halle transportiert, dort getrocknet und gesiebt. Das Resultat ist ein hochwertiger Naturdünger, der auf bis zu 600 Hektar Landwirtschaftsfläche in der Region eingesetzt wird. So gelangen die Nährstoffe aus Küchen- und Gartenabfällen zurück auf die Felder.

Holz aus dem Aarauer Wald

Auch beim Bau der Anlage wurde auf Nachhaltigkeit geachtet. Das verbaute Holz stammt vollständig aus dem Aarauer Wald. Die Menge, die benötigt wurde, wächst dort innerhalb von nur 96 Stunden nach. Zusätzlich deckt eine 4'000 Quadratmeter grosse Photovoltaikanlage auf dem Dach rund 70 Prozent des Strombedarfs der Biogasanlage selbst.

Kein Mais, nur Abfall

In der Schweiz ist es gesetzlich verboten, Lebensmittel, wie Mais oder Getreide nur für die Biogasproduktion anzubauen. In Aarau wird ausschliesslich Biomasse verwertet die auf natürliche Weise anfällt: Rüstabfälle, Speisereste, Gartenmaterial, Pferde- oder Hühnermist. «Das ist ökologisch sinnvoll und politisch richtig», sagt Regez. So wird sichergestellt, dass Biogas nicht mit der Nahrungsmittelproduktion konkurriert.

Lokal, wirtschaftlich und zukunftsorientiert

Trotz der hohen technischen Anforderungen, Bauvorgaben und des politischen Drucks konnte die GPA das Projekt erfolgreich umsetzen. Seit Mai 2025 produziert die Anlage zuverlässig Biogas. Die Wirtschaftlichkeit stimmt: Landwirt*innen profitieren vom kostenlosen Dünger und einer Entschädigung für angeliefertes Material.

Biogas ist zwar etwas teurer als Erdgas, dafür aber regional, unabhängig und CO₂-neutral. Aarau setzt mit der neuen Biogasanlage ein starkes Zeichen für nachhaltige Energieversorgung. Der Kreislauf vom Teller über die Tonne zurück aufs Feld ist hier keine Theorie sondern tägliche Praxis.

Die Gasbranche orientiert sich an den Netto-Null-Zielen des Bundes und setzt sich für eine klimaneutrale Gasversorgung bis 2050 ein. Dazu gehört auch die Förderung zum Bau neuer Biogasanlagen mittels einem eigenen Förderfonds.

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Tag der offenen Tür bei der GPA

Morgen, am 16. August öffnet die Biogasanlage in Aarau seine Türen für die Öffentlichkeit. Besucher können sich selbst ein Bild von der Anlage machen und zusehen wie aus Bioabfall Energie wird. An verschiedenen Info und Mitmachständen haben die Besucher die Möglichkeit, mehr über die Technik, Energiegewinnung oder Umweltwirkung zu erfahren. Die Veranstaltung dauert von 10 bis 16 Uhr.

Aarau24 (glb)