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12.08.2025

Börse: Keine Panik wegen US-Zöllen

Dass an den Aktienmärkten Zoll-Panik ausgeblieben ist, liegt laut Christopher Chandiramani daran, dass Anleger noch drei Hoffnungen haben.
Dass an den Aktienmärkten Zoll-Panik ausgeblieben ist, liegt laut Christopher Chandiramani daran, dass Anleger noch drei Hoffnungen haben. Bild: Linth24
US-Zollhammer von 39 Prozent kam am 1. August; weitere Bundesratsreise war erfolglos. Ausser Pharma-Schwankungen waren Aktien kaum beeindruckt: SMI plus 2.5 Prozent, 11'867 Punkte.

Trotz seiner Niederlage will der Bundesrat weiterhin verhandeln und keine Gegenzölle ergreifen und keine Abstriche beim F-35-Kauf vornehmen. Eine andere Delegation, bestehend Wirtschaftsvertretern, befindet sich noch in den USA. Unsere Regierung hat versprochen, die Kurzarbeitszahlungen zu verlängern. Verschiedene Firmen planen Verlagerung der Produktion in die USA. Zudem möchte die Schweiz mehr Rüstungsgüter und Energie (Öl und Gas) kaufen. Pilatus Flugzeugwerke und die Traditions-Konditorei Bachmann (Luzern) beliefern die USA nicht mehr.

Neue Verschärfung: Die USA erheben überraschend auch Zölle auf Goldbarren. Die Schweiz exportiert Gold im Wert von rund CHF 60 Mrd. in die USA.

Die Arbeitslosenquote bleibt im Juli unverändert bei 2.7 Prozent. Insgesamt wurden im Juli 209'441 Stellensuchende registriert, 2'573 Personen mehr als im Vormonat (+1.2%).

Schweizer Hotellerie: Rekord bei Logiernächten in Sicht – mit 4.15 Millionen Logiernächten waren es im Juni 1.8 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie das Bundesamt für Statistik mitteilte. Überraschend kommt das nicht – erste provisorische Schätzungen hatten den Anstieg bereits angekündigt. Wetterbedingt hatten jedoch die Bergbahnen abnehmenden Umsatz.

Die US-Zölle geben auch Druck auf die Hypotheken. Langfristige Sätze rutschen nochmals spürbar.

Unternehmensnachrichten

Die UBS hat ihren Austritt aus der Klimaallianz (NZBA) bekannt gegeben. Diese Entscheidung wurde nach einer jährlichen Überprüfung der Mitgliedschaft getroffen, wie die UBS mitteilt. Trotz des Austritts beteuert die UBS, dass ihr Engagement fürs Klima und eine kohlenstoffarme Wirtschaft unverändert bleibt. Der Druck aus den USA spielte ebenfalls eine Rolle.

Die Pharmariesen Roche und Novartis, deren Medikamente vom Zoll vorerst ausgenommen sind, die Präsident Trump aber zu Preisreduktionen aufgefordert hat, betonen, sie setzten sich für den Zugang und die Bezahlbarkeit der Medikamente ein.

Swatch Group – wie andere Uhrenhersteller, die fast ausschliesslich in der Schweiz produzieren – dürfte stark von den Zöllen auf dem wichtigen Markt betroffen sein.

Der Personalvermittler Adecco hat im zweiten Quartal 2025 das von Konjunktursorgen geprägte Marktumfeld gespürt. Der Umsatz sank leicht um 1 Prozent auf EUR 5.78 Mrd., die operative Marge um 0.5 Prozentpunkte auf 18.9 Prozent. Der operative Gewinn ging um gut ein Fünftel auf EUR 141 Mio. zurück, der Reingewinn blieb mit EUR 58 Mio. stabil.

Der Umsatz von Oerlikon ist im ersten Halbjahr 2025 um 5.8 Prozent auf CHF 786 Mio. gesunken. Währungsbereinigt betrug das Minus 3 Prozent. Unter dem Strich erlitt das Industrieunternehmen einen Reinverlust von CHF 46 Mio. nach einem Gewinn von 21 Mio. Fr. im Vorjahr. Oerlikon spürte vor allem die Folgen der Wirtschaftsflaute und dem Zollhammer.

Der Versicherer Zürich hat im ersten Halbjahr 2025 einen Gewinn von USD 3.07 Mrd. erzielt. Das ist 1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, allerdings unter den Analystenerwartungen. An den Zielen für 2025-2027 hält Zürich fest. Der Gewinn pro Aktie soll dabei jährlich im Schnitt über 9 Prozent steigen und die Eigenkapitalrendite mindestens 23 Prozent erreichen.

Der Pharmakonzern Sandoz hat im ersten Halbjahr einen Gewinn von USD 635 Mio. erreicht. Das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz erreichte USD 5.2 Mrd. (+4%). Damit hat Sandoz die Erwartungen der Analysten übertroffen. Im zweiten Halbjahr erwartet das Unternehmen eine stärkere Umsatzentwicklung vor allem in Nordamerika.

Der Technologiekonzern Swisscom hat im ersten Halbjahr einen Gewinn von CHF 625 Mio. Fr. erzielt. Das sind 25 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz erreichte bei CHF 7.4 Mrd. CHF (–2,3%). In den Zahlen reflektieren sich die Grossakquisition von Vodafone Italia.

Durchzogene Premiere für Amrize, den Holcim-Spin-off: Die Gesellschaft hat bei der Zahlenpremiere enttäuscht. Der Aktienkurs brach ein. Trotz des verhaltenen Starts sehen Analysten langfristig aber weiterhin Potenzial.

Der Augenheilkundespezialist Alcon übernimmt den US-Linsenhersteller Staar für USD 28 je Aktie in bar (Bewertung: 1,5 Mrd. USD) und finanziert den Deal über kurz- und langfristige Kreditfazilitäten.

Aussichten

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind kein zuverlässiger Handelspartner mehr. Wer Gesetze ohne Rechtsgrundlage anwendet oder ständig ändert, wer Beamte vom statistischen Amt entlässt, weil die schwächeren Arbeitsmarktdaten nicht gefallen, wer den Notenbankchef feuern will, weil er die Zinsen nicht senkt, wer Richter am Verfassungsgericht mit Freunden aus den eigenen Reihen ersetzt, gibt zu Sorgen Anlass. Zölle vernichten Wohlstand, führen zu Rezession, Inflation, Arbeitslosigkeit, Unterbrüchen der Lieferketten – vor allem auch in den USA. An den Aktienmärkten ist Panik ausgeblieben, weil die Anleger weiterhin auf Verhandlungsdiplomatie hoffen, oder auf Gerichte, welche die Regierung in Schranken weisen, oder die Selbsteinsicht der US-Regierung, dass sie auf dem Holzweg befindet.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24