Lilly Graber aus Biberstein ist seit 2023 Mitglied des Schweizer Damen-Nationalkaders im Orientierungslauf. Aktuell absolviert die 22-Jährige die Spitzensport-RS in Magglingen, wo sie sich auf Training und Wettkämpfe konzentrieren kann. «Die Spitzensport-RS ist eine einmalige Gelegenheit, mich auf den OL zu fokussieren und wie ein Profi zu trainieren», sagt Graber.
Ihre OL-Karriere begann mit einem zögerlichen Start: Mit zehn Jahren nahm sie an einem Anfängerkurs teil, konnte dem Sport zunächst aber wenig abgewinnen. «Tatsächlich hat mir gerade das Rennen am Anfang nicht wirklich Spass gemacht. Zudem ist das Gelände im Kanton Aargau nicht sehr spannend», erinnert sich die Läuferin. Erst durch die Begeisterung ihrer Schwester fand sie den Zugang und merkte, wie sehr die Verbindung von körperlicher Ausdauer und mentaler Stärke fasziniert.
Junioren-Weltmeisterin 2021
Den Durchbruch schaffte Lilly Graber 2021, als sie Junioren-Weltmeisterin über die Langdistanz wurde. Der Titel öffnete Türen und ebnete den Weg in die Elite. «Für mich war es die Kombination aus physischen und mentalen Fähigkeiten, die mich am OL faszinierten», erklärt sie. Im Wettkampf sei es entscheidend, auch unter körperlichem Stress schnell Entscheidungen treffen zu können.
Alltag zwischen Wald und Karte
Training bedeutet für Graber eine Mischung aus Lauftraining und Technikübungen. Die Vorbereitung auf einen Wettkampf erfolgt mit Karte und Routenplanung, wobei das Unvorhersehbare immer dazugehört. «Schlussendlich arbeiten wir in der Vorbereitung immer mit Annahmen. Was uns im Gelände wirklich erwarten wird, können wir erst vor Ort sagen», so Graber.
Am liebsten trainiert sie im Wald, wo ihre OL-Wurzeln liegen. «Querfeldein laufen, auf weichem Untergrund, das ist einfach mein Ding», sagt sie. Gleichzeitig gehören Wetterextreme und auch Zecken zum Alltag. «Zecken gehören zum Alltag als Orientierungsläuferin. Ein guter Schutz ist wichtig, um sich die Freude am Aufenthalt in der Natur nicht nehmen zu lassen.»
Wachsam im Gelände
Zur Routine gehört für Graber, sich nach jedem Training gründlich abzusuchen. Kleidung, Repellents und Aufmerksamkeit seien wichtig, um sich zu schützen. «Ich selbst hatte zum Glück bisher eher wenige Stiche und nie Probleme», sagt sie. Wachsam bleibe sie trotzdem.
Neben dem Spitzensportstudium in Magglingen studiert Lilly Graber Landschaftsarchitektur. Damit schlägt sie eine Brücke zwischen Natur, Sport und Beruf. Ihr Weg zeigt, wie viel Vorbereitung, Ausdauer und mentale Stärke hinter dem Orientierungslauf stehen.