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Muhen
04.09.2025

Rassismus an Müheler Schwinger löst Diskussionen aus

Bild: zVg
In Muhen sorgt ein Kommentar auf Facebook für Gesprächsstoff. Ein Nutzer stellte die Zugehörigkeit des 19-jährigen Schwingers Sinisha Lüscher Boakye in Frage.

Auslöser war ein Kommentar auf Facebook,  in dem ein Nutzer schrieb: «Das ist für mich kein Eidgenosse auch wenn er Lüscher heisst.» Der Schreiber stellte damit offen infrage, ob Lüscher Boakye überhaupt berechtigt sei, Teil des Schwingsports zu sein. In weiteren Passagen sprach er von einer «Frechheit», dass bald «Chinesen, Japaner und Eskimos» im Schwingen mitmischen könnten. Zudem zog er abwertende Vergleiche mit kulturellen Festen anderer Länder.

Der Kommentar wurde in den sozialen Medien breit diskutiert. Während einzelne Stimmen Zustimmung signalisierten, überwog die Empörung. Viele Nutzerinnen und Nutzer stellten klar, dass Schwingen von Fairness, Respekt und Zusammenhalt geprägt sein sollte und dass Diskriminierung im Sägemehl keinen Platz hat.

Wer ist Sinisha Lüscher Boakye?

Sinisha Lüscher Boakye wurde am 8. Januar 2006 geboren. Der junge Athlet wuchs in Kölliken auf und zog später nach Uerkheim, bevor er seinen Wohnsitz in Muhen fand. Seine ersten Erfahrungen im Schwingen machte er auf Anraten seiner Mutter und dank seines Onkels, der als Schwingtrainer tätig war. Bereits nach wenigen Monaten Wettkampftraining stand er auf dem Schwingplatz und erkämpfte sich beim ersten Fest Rang zwei.

Heute misst er 180 Zentimeter, wiegt 110 Kilogramm und gilt als Nachwuchshoffnung im Aargauer Schwingsport. Neben dem Schwingen schlägt sein Herz auch für den Fussball, sein Lieblingsverein ist Real Madrid.

Im Podcast «HDVDL» von Radio Summernight berichtete er von schwierigen Momenten am Anfang seiner Karriere: «Ich musste mir den Respekt erkämpfen, meiner Mutter tat es weh, zu sehen wie ich behandelt wurde. Ich wurde dadurch stärker.»

Ein Sport im Spannungsfeld

Der aktuelle Fall verdeutlicht ein Spannungsfeld im Schwingsport: Einerseits ist er tief in der Tradition verwurzelt, andererseits stehen Nachwuchstalente wie Lüscher Boakye für die heutige Realität einer vielfältigen Gesellschaft. Dass diese Vielfalt nicht von allen akzeptiert wird, zeigt der Facebook-Kommentar in aller Deutlichkeit.

Während der sportliche Erfolg des jungen Mühelers für sich spricht, macht die Reaktion im Netz auch klar, dass der Schwingsport vor der Herausforderung steht, sich klar zu seinen Werten zu bekennen: Respekt, Fairness und Offenheit.

Aarau24 (glb)