Die im Telli-Quartier neu in Betrieb genommene Biogasanlage sorgt für Unmut. Anwohnende berichten von starker Geruchs- und Lärmbelastung, die auch Teile von Rohr betreffen. Besonders stossend sei, dass diese Belastungen im Widerspruch zu den Prognosen und Zusicherungen im Rahmen des Planungs- und Bewilligungsverfahrens stehen.
«Die Situation ist für die betroffene Bevölkerung unzumutbar», halten die SP-Einwohnerrät*innen Vreni Jean-Richard, Daniel Fondado und Dario Trost in einer Anfrage an den Stadtrat fest. Ob es sich um eine vorübergehende Phase der Inbetriebnahme oder um ein strukturelles Problem handelt, sei derzeit offen.
Markus Regez, Geschäftsführer Green Power Aarau hat gegenüber Aarau24 folgendes gesagt: «Aktuell befindet sich die Anlage noch im Hochfahrmodus - diverse Einstellungsarbeiten werden fortlaufend optimiert. Der Prozess ist zeitintensiv, da sich die Biologie im Luftwäscher anpassen muss. Daher ist es teilweise zu Geruchsemissionen gekommen. Dieses Problem wird mittelfristig behoben werden.»
Regez betont zudem, dass es sich bei der Anlage um die modernste ihrer Art in Europa handle. «Durch den Unterdruck im Innern können beim Be- und Entladen keine Gerüche entweichen. Anfangs waren die Tore teilweise zu lange offen, was inzwischen behoben wurde.»
SP verlangt Antworten
Die Anfrage an den Stadtrat umfasst drei Themenbereiche: Projektgrundlagen, aktuelles Krisenmanagement und Lehren für die Zukunft.
Im Fokus stehen zunächst die Prognosen, die im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung erstellt wurden. Die SP will wissen, ob die jetzige Situation als mögliches Szenario je in Betracht gezogen wurde – und falls ja, welche Vorkehrungen die Stadt getroffen hat. Zudem wird nach den konkreten Auflagen zur Minimierung von Geruchs- und Lärmemissionen gefragt.
Kritik am Krisenmanagement
Von zentraler Bedeutung ist für die SP auch das aktuelle Krisenmanagement. Gefordert wird Auskunft über die Sofortmassnahmen, die der Stadtrat bei der Betreiberin Green Power Aarau AG eingefordert hat, sowie über den Zeitplan für eine vollständige Behebung der Probleme.
Die Einwohnerrät*innen wollen ausserdem wissen, ob unabhängige Messungen durchgeführt werden, um die Belastung objektiv zu überprüfen. Ebenso wird Transparenz beim Dialog mit der Bevölkerung verlangt: «Wie wird die betroffene Bevölkerung informiert und wie werden ihre Anliegen aufgenommen?», heisst es in der Anfrage.
Blick in die Zukunft
Im dritten Teil fragen die SP-Vertreter*innen nach den Lehren aus dem Fall der Biogasanlage – insbesondere mit Blick auf die geplante Erweiterung der ARA. Dabei geht es um Dimension, technische Standards und Zeitplan. Gefordert wird, dass die jetzigen Erfahrungen direkt in die Projektplanung einfliessen.
Zudem will die SP wissen, ob der Stadtrat eine Verschärfung der städtischen Richtlinien für Industrieanlagen in Wohnnähe erwägt, um Prognosen künftig strenger zu prüfen.