«In der Musik liegt die Hauptaufgabe einer Performerin darin, durch Noten Gefühle und Emotionen zu erzeugen und diese mit dem Publikum zu teilen», erklärt die 25-jährige Schaffhauser Violinistin Muriel Oberhofer. Um dieses schwierige Unterfangen nicht nur zu beherrschen, sondern zu meistern, entschied sich die Instrumentalistin dazu, ihr Studium an einer Schule zu absolvieren, die den Fokus auf Performance setzt. Da in der Schweiz für ihre Ziele zu allgemein und divers unterrichtet wird, fand sie das passende Zuhause auf Zeit in London – an der Royal Academy of Music. Nach den sechs lehrreichen und intensiven Jahren des Bachelor- und Masterstudiums zog es sie nach New York City. Durch eine glückliche Fügung konnte sie ihr Können unter Beweis stellen und einen der limitierten und höchst begehrten Plätze in der Klasse von Pinchas Zukerman an der Manhattan School of Music ergattern. Seit rund einem Jahr lebt und übt Muriel Oberhofer in der Upper-West-Side. Dabei baut sie ihr Netzwerk aus und setzt alles daran, in Zukunft in der Musikbranche Fuss fassen zu können und als Performerin erfolgreich zu sein.
Basis: ein Stück technisch meistern
«Ich bin in einer Musikerfamilie gross geworden. Stets war ich von Liedern und Instrumenten umgeben gewesen. Es war deshalb naheliegend, dass ich früher oder später ebenfalls ein Instrument lerne», hält die Violinistin im Gespräch mit dem «Bock» fest. Auf dem Weg zum Eislaufplatz habe sich ein Instrumentenladen befunden. In der Vitrine sei ihr sofort die Violine ins Auge gestochen. «Nach unermüdlichem Betteln schenkten mir meine Eltern eine kleine Violine zu Weihnachten. Da war ich 3,5 Jahre alt.» Muriel Oberhofer ist vom Musizieren genauso fasziniert wie damals – obwohl sie tagaus und tagein übt. Aber nur so lasse sich ein Stück technisch meistern. Dies wiederum sei die essenzielle Basis, um überhaupt daraus Kunst zu machen. «Es hilft den Hintergrund des Stücks sowie die Umstände des Komponisten zum Zeitpunkt, als das Werk geschrieben wurde, zu kennen. Mit diesem Wissen kann ich mir schlussendlich dazu eigene Gedanken machen», erklärt die Wahl-New-Yorkerin. Auf der Bühne würden all diese Aspekte zusammenkommen. So sei der Künstler in der Lage, seine Interpretation des Werks nach seinen Vorstellungen zu performen.
Mit Musik Menschen berühren
Einerseits sehe sie es als ein grosses Privileg an, bei einer Koryphäe wie Pinchas Zukerman lernen zu dürfen. Daher liegt ihr viel daran, so gut vorbereitet wie möglich im Unterricht zu erscheinen, um von seinem Wissen vollumfänglich zu profitieren: «Es ist mein Wunsch durch die Musik den Menschen etwas Gutes zu tun. Sie sollen dabei einen Moment ausserhalb des Alltags erfahren, in welchem sie verschiedene Emotionen spüren dürfen. Die grösste Wirkungskraft habe ich als Solistin und Kammermusikerin.» Die klassische Musik sei ein äusserst kompetitives Feld. Nur durch eine erfolgreiche Karriere erhalte sie die Möglichkeit, mit der Musik viele Menschen zu erreichen und mit ihnen ihre Leidenschaft zu teilen.