Hier, im sogenannten Dojo, trainieren Menschen verschiedener Altersgruppen und Hintergründe gemeinsam die Kunst des Aikido. Doch was genau ist Aikido und was macht es so besonders? Unsere Redaktion ist dieser Frage nachgegangen und durfte ein Training des Aikido-Clubs Aarau begleiten.
Ein Ort des Vertrauens und des Wachstums
Beim Betreten des Dojos fällt sofort die angenehme und respektvolle Atmosphäre auf. Stefan, der seit über 24 Jahren Aikido praktiziert und den dritten Dan innehat, bereitet sich derzeit auf den vierten Dan vor. Er trainiert sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene und betont die familiäre Stimmung im Verein: «Es ist ein sehr familiärer Verein und ich fühle mich wohl hier.» Stefan spricht von den Höhen und Tiefen, die er in seiner langen Aikido-Karriere durchlebt hat. Mental ist er durch das Aikido stabiler und präsenter geworden. Auch bei den Neulingen beobachtet er ähnliche Entwicklungen: «Von Mal zu Mal machen die Neulinge Entwicklungsschritte. Mental vielleicht ein bisschen weniger, aber was die Bewegung angeht schon.»
Nochmals zurück zum Anfang, was ist eigentlich Aikido?
Aikido, eine traditionelle japanische Kampfkunst, entwickelt von Morihei Ueshiba in den 1920er Jahren. Aikido basiert auf der Idee der Harmonie und des minimalen Krafteinsatzes. Im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten bekämpft Aikido Angriffe nicht direkt, sondern lenkt und neutralisiert die Energie des Angreifers durch fliessende Bewegungen.
Ein zentraler Aspekt ist die «Aiki», die das Zusammenführen von Energien beschreibt und körperliche, geistige und emotionale Ausgeglichenheit betont. Aikido-Praktizierende lernen, in stressigen Situationen ruhig und konzentriert zu bleiben und Konflikte friedlich zu lösen. Übungen mit Partnern verbessern Technik, Reaktionsfähigkeit und Vertrauen. Meditation und Atemtechniken sind ebenfalls Teil des Trainings.
In Aikido gibt es zwei Hauptstufen von Rängen: Kyu-Grade und Dan-Grade. Kyu-Grade sind die Schülergrade, die man durch Prüfungen erreicht, während man lernt und Fortschritte macht. Dan-Grade sind die Meistergrade, die höhere Ebenen des Könnens und Verständnisses in Aikido repräsentieren. Man beginnt bei den Kyu-Graden und arbeitet sich durch Training und Prüfungen zu den Dan-Graden hoch.
Einfluss auf das alltägliche Leben
Julia, die durch ihren Partner Stefan zum Aikido fand, erinnert sich an ihre Anfänge: «Ich war sehr nervös, weil ich zuerst nicht wusste, wie ich mich auf der Matte bewegen soll und was genau auf mich zukommen wird.» Trotz ihrer anfänglichen Nervosität fand sie schnell Gefallen an der neuen Herausforderung und war stolz auf ihre Fortschritte. Ihr Rat an Neulinge: «Muet zämebäsele und eifach mache!». Auch Trainerin Susanne, die den vierten Dan besitzt und sowohl trainiert als auch andere anleitet, erinnert sich an ihre eigenen Anfänge. Mit 16 Jahren sah sie eine Aikido-Vorführung und war sofort begeistert: «Ich habe dann aber relativ schnell gemerkt, dass die Leute hier sehr nett sind und einem wirklich zeigen wollen, dass man durch Aikido wächst.» Susanne hebt hervor, dass sie durch Aikido gelernt hat, Grenzen zu setzen und Konflikte auszutragen.
Phillip, der Präsident des Aikidoclub Aarau, trägt den ersten Kyu – den letzten Rang vor dem Dan. Er erklärt, dass die Ethik im Aikido eine zentrale Rolle spielt: «Für mich ist das der Hauptaufhänger an der ganzen Sache. Ethik ist das Grundgerüst an dem Ganzen.» Aikido fördere einen friedvollen und respektvollen Umgang miteinander und lehre, für sich selbst einzustehen. «Je länger ich Aikido mache, desto mehr merke ich, wie das Gelernte auf der Matte mich in meinem täglichen Leben beeinflusst», reflektiert Phillip.
Grenzen setzen und Konflikte meistern
Im Dojo werden grundlegende ethische Prinzipien gelehrt. Das fängt bereits vor dem Training an mit dem Waschen der Füsse und mit dem Verbeugen vor dem Betreten der Matte. «Wir lernen, Respekt zu haben – für unseren eigenen Körper und den Körper der anderen», erklärt Susanne.
Beim Aikido-Training ist eine Durchmischung der Teilnehmer aus allen Altersgruppen und Geschlechtern zu beobachten. Die unterschiedlichen Hintergründe spielen keine Rolle. Jeder Mensch bringt seine eigene Persönlichkeit und Energie mit, was das Training bereichert.