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09.12.2024

Politische Wechsel belasten Börse

Christopher Chandiramani: «Ein Lichtblick bildet momentan der fallende Zinstrend, welcher der Börse im neuen Jahr wieder Auftrieb geben könnte.»
Christopher Chandiramani: «Ein Lichtblick bildet momentan der fallende Zinstrend, welcher der Börse im neuen Jahr wieder Auftrieb geben könnte.» Bild: Linth24
Unsicherheiten und die Zukunft nach der US-Wahl belasten, ebenso das Ende der deutschen Ampelregierung. SMI fiel rund 3 Prozent: 11'619 Punkte. Bitcoins im Allzeithoch: 90'000 USD.

Nach seiner erfolgreichen Wahl in den USA hat Präsident Trump einen grossen Teil seiner Regierung zusammengestellt. Auffallend ist, dass es viele Ultra-Hardliner gibt unter den neuen Ministern, namentlich Robert F. Kennedy Jr., ein Corona-Kritiker und Impfgegner für das Gesundheitswesen, und Elon Musk, Raumfahrtexperte und Besitzer von Tesla und X (früher Twitter). Als Multimilliardär hatte er auch den Wahlkampf mitfinanziert. 

In Deutschland sollen nach Ende der Ampelregierung im Februar 2025 Neuwahlen stattfinden. Der Kanzler Olaf Scholz möchte wieder kandidieren, ebenso kandidieren sein Stellvertreter Robert Habeck und der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz. Würde momentan gewählt, würden Sozialisten Verluste erleiden und die bürgerliche CDU/CSU gewinnen.

Kalenderbereinigt lagen die Schweizer Konsumausgaben im Oktober 2024 um 0.5 Prozent über dem Niveau des entsprechenden Vorjahresmonates. Das ist die gleiche Wachstumsrate wie im Monat zuvor.

Die Ökonomen von Goldman Sachs rechnen mit markant tieferen Zinsen. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen hat sich in den letzten Wochen stark verändert und erreichte nach dem Sieg Trumps im Rennen um die Präsidentschaft den höchsten Stand seit der Leitzinssenkung durch die Fed vom Juli.

Unternehmensnachrichten

Der Stahlgiesser Swiss Steel trennt sich von Arbeitsplätzen im In- und Ausland, um die Kosten zu senken. Der Stahlkonzern Swiss Steel greift zu harten Sparmassnahmen. Wegen der schwachen Nachfrage baut das Innerschweizer Unternehmen rund 800 der insgesamt rund 7'500 Stellen ab. In der Schweiz sollen im Werk Emmenbrücke 130 von aktuell 750 Arbeitsplätzen gestrichen werden. Der Abbau betrifft die Produktion und die administrativen Bereiche. Ursache ist unter anderem auch die Automobilkrise in Deutschland.

Meyer Burger in Finanznöten: Der grösste Auftraggeber des Solarkonzerns aus Thun löst den Vertrag per sofort auf. An der Börse können die Aktien nach einem Unterbruch am Freitag wieder gehandelt werden. Der Kampf ums Überleben der Firma geht weiter.

Der zweitgrösste Telekommunikationsanbieterin Sunrise kehrt an die Schweizer Börse zurück. Der Handel der Aktie ist am Freitag  bei CHF 44.75 Franken gestartet. Das lag über den Erwartungen des Managements.

Die Stadler-Papiere fallen wegen der Unwetterkatastrophe in Spanien auf Tiefstand. Die Produktion wurde teils massiv in Mitleidenschaft gezogen. Gleichzeitig gibt es Verzögerungen bei einem Grossauftrag aus Berlin. Daher muss der Ostschweizer Zughersteller seine Prognosen für 2024 senken. Aber die Auftragsbücher sind voll. Die Umsätze kommen einfach später. Die Aufholprogramme werden folgen.

Der Lebensversicherer Swiss Life erreicht wohl auch das letzte Ziel – neue Strategie wird im Dezember präsentiert. Der Lebensversicherer erhöht Gebühren- und Prämieneinnahmen im erwarteten Rahmen. Das Programm «Swiss Life 2024» steht kurz vor einem vollständig erfolgreichen Jahresabschluss.

Der Rückversicherer Swiss Re teilte mit, dass die wegen Rückstellungen tieferen Erwartungen ohne Auswirkung auf Dividende bleiben. Die Swiss Re hat im Sommerquartal einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen.

Der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli steht in den USA unter Anklage. Kritiker werfen ihm vor, Schwermetalle in dunkler Schokolade nicht offengelegt zu haben. Ein New Yorker Gericht hat eine Sammelklage gegen das Unternehmen zugelassen. Der Kurs der Lindt & Sprüngli-Aktie erholte sich nach einem vorübergehenden Einbruch.

Aussichten

Die US-Wahlen haben verunsichert, Protektionismus und höhere Zölle gegenüber Drittstaaten werden befürchtet. Auch im Gesundheitsbereich könnte massiv gespart werden. Es geht um zweistellige Milliardenbeträge bezüglich Exporten von der Schweiz in die USA. Die weltweite Wirtschaftsdynamik nimmt ab. Infolge der deutschen Regierungskrise wird befürchtet, dass sich diese Abschwächung in Europa ausweitet. Ein Lichtblick bildet momentan der fallende Zinstrend, welcher der Aktienbörse im neuen Jahr wieder Auftrieb geben könnte.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24