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Schweiz
30.04.2025

Schwung in der Aktienbörse

Bild: zVg.
In der verkürzten Osterwoche erholten sich die Aktienmärkte spürbar, angetrieben durch eine Versicherungsfusion und positive Signale von den Gesprächen mit den USA.

Der SMI erreichte einen Stand von 11‘942 Punkten (+2.4 Prozent im Wochenvergleich). Schwung gab es am Dienstagmorgen mit der Fusionsnachricht bezüglich den Versicherungen Baloise und Helvetia. Der Bundesrat vermeldete Teilerfolge bei den Zollgesprächen mit US-Regierungsvertretern. Gute Dreimonatszahlen bei Nestlé und Kühne + Nagel ergänzten die positiven Informationen. 

Anfang April wurde die Schweiz von Trumps Zoll-Hammer mit voller Wucht getroffen: 31 Prozent Strafzölle kündigte US-Präsident Donald Trump für die Schweiz an. Das ist jetzt wieder anders, die Schweiz gehört plötzlich zu einer Gruppe von 15 Ländern, mit denen die USA schnell eine Lösung in Zollfragen finden will. 

Die Bundesräte Keller-Sutter und Guy Parmelin haben am Rande des IWF-Treffens mit US-Regierungsvertretern konstruktiv reden können. Ergebnisse liegen aber noch keine vor ausser, dass Schweiz jetzt wieder privilegiert behandelt wird. Inhalt der Gespräche waren auch Investitionen von Schweizer Grosskonzernen in den USA. Aktien von Industrieaktien (ABB, Holcim, Lonza, Geberit) profitierten davon.

Schweizer Firmen, die von den neuen US-Zöllen betroffen sind, können aufgrund der Zollpolitik ab sofort Kurzarbeitsentschädigung beantragen. Das hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) entschieden. 

Der überstürzte Abgang von Klaus Schwab wirft Fragen auf. Der WEF-Gründer wird durch Indiskretionen belastet, Unregelmässigkeiten begangen zu haben. Wenn dies stimmt, könnte es auch das Ende des WEF in der heutigen Form bedeuten, d.h. Sorgen um den Standort Davos und die Zukunft des Forums – ein jähes Ende der Globalisierung. 

Viele Krisenprobleme sind noch nicht gelöst, Beispiel Israel-Hamas. Frieden zwischen der Ukraine und Russland verzögert sich weiterhin. Trump möchte die Ukraine zwingen, Krim an Russland abzutreten. Auch ein alter Konflikt lodert wieder auf. Nach dem Anschlag auf Touristen in der indischen Kaschmir-Region ist der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Indien und Pakistan wieder ausgebrochen. Am Donnerstag kam es gemäss beiden Seiten zu Schusswechseln zwischen pakistanischen und indischen Truppen. 

Bei den Währungen bleiben US-Dollar und Euro weiterhin schwach. Kryptowährungen haben innert Wochenfrist deutlich zugelegt. Gold at wiederum Rekordpreise erzielt. 

Unternehmensnachrichten

Neue Quartalszahlen zeigen es. Für den US-Autobauer Tesla geht es zu Jahresbeginn 2025 nicht nur in Europa weiter bergab. Die Verkaufszahlen sinken dramatisch. Im ersten Quartal 2025 sanken die Zulassungen nach Angaben des europäischen Herstellerverbands um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In den ersten zwei Monaten 2025 waren es sogar minus 49 Prozent

Die Schweizerische Nationalbank schreibt im ersten Quartal CHF 6.7 Mrd. Gewinn. Einen Verlust bringen allerdings die Frankenpositionen Aktien, Bonds). Der Goldpreis per Ende März (CHF 88’297 pro kg) lag gut 16 Prozent über dem Wert zum Ende des Vorjahres (CHF 76’011). Demgegenüber resultiert bei den Fremdwährungen ein Verlust von CHF 5.3 Mrd

Mit einer Fusion unter Gleichen (Merger of Equals) wollen die beiden Versicherer Baloise und Helvetia zu einem Unternehmen zusammengehen. Mit einem gemeinsamen Marktanteil von 20 Prozent soll so unter dem Namen Helvetia Baloise Holding die zweitgrösste Schweizer Versicherungsgruppe entstehen. Der Zusammenschluss soll Synergien von rund CHF 350 Mio. ermöglichen. Das kombinierte Geschäftsvolumen erreicht rund 20 Mrd. Fr., verteilt auf acht Länder. Der Helvetia-Grossaktionär Patria kauft 4.3 Mio. Baloise-Aktien von Cevian, welche auf Verwaltungsrat-Sitz verzichtet. Eingefädelt wurde die Fusion durch die UBS. Das wurde mit dem Bundesrat abgesprochen. 

Der Pharmakonzern Roche will in den kommenden fünf Jahren bis zu USD 50 Mrd. in den USA investieren. Mitbewerber Novartis hatte bereits vor knapp zwei Wochen Milliardeninvestitionen angekündigt. Das Geld soll sowohl in bereits existierende Standorte als auch in neue Produktionsstätten fliessen. Mit dem Ausbau würden in den USA bis zu 12'000 Stellen geschaffen.

Der Umsatz von Nestlé im ersten Quartal beträgt CHF 22.6 Mrd. Treiber des Zuwachses von 2.3 Prozent waren die Geschäfte mit Süsswaren wie Schokolade sowie Kaffee und Preiserhöhungen. Gewinnzahlen gibt Nestlé zum ersten Quartal keine bekannt. Bestätigt wird aber der positive Ausblick.

Der Nettoumsatz des Logistikkonzerns  Kühne+Nagel stieg im ersten Quartal 15 Prozent auf CHF 6.33 Mrd. und der um die volatilen Frachttarife bereinigte Rohertrag um 8 Prozent auf CHF 2.24 Mrd. Der operative Gewinn (Ebit) legt um 7 Prozent auf CHF 402 Mio. zu. Der Gesellschaft belässt den Ausblick offen aufgrund der Unsicherheiten bezüglich Handelszöllen. 

Aussichten

Erschreckend sind die wirtschaftlichen Grundkenntnisse der aktuellen US-Regierung. Es gibt nicht nur eine Handels-, sondern auch eine Dienstleistungs- und eine Kapitalverkehrsbilanz. Alle drei müssen im Gleichgewicht sein. 

Mit Zöllen kann man keine Budgetdefizite beseitigen. 

Noch schlechter ist es, den Universitäten Vorschriften zu machen. Auch den Chef des FED entlässt man nicht, um Zinsen zu senken. Der US-Präsident ist seit Amtsantritt verantwortlich für die schlechteste Aktienperformance seit der Finanzkrise 2008, im Technologiebereich sogar seit dem Crash 1987. 

Lockerungen und auch eine zögernde Abkehr vom gegenwärtigen Zickzackkurs geben jedoch Chancen einer allmählichen Erholung der Märkte.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24